Zertifiziertes Curriculum Ego-State-Coaching & Counselling

Informationen für die Zertifizierung

Was ist Ego-State Coaching & Counselling?

Ego-State-Coaching & Counselling richtet sich an alle, die mit Ego-States in Beratung oder Coaching arbeiten wollen. Das neue Curriculum ESCC wurde von der EST-DE im Jahr 2022 entwickelt, einem Team von international anerkannten Ego-State-TrainernInnen, um die Methode Ego-State-Therapie, die bislang nur für approbierte PsychotherapeutI nnen zugänglich war, auch für andere Berufsgruppen zu öffnen.

Die Ego-State-Therapie ist eine humanistische und ressourcenorientierte Methode, der ein Teilemodell des multidimensionalen Selbst zugrunde liegt. John und Helen Watkins, Begründer der Ego-State-Therapie, definierten Ego-States als „organisiertes Verhaltens- und Erfahrungssystem, dessen Elemente durch ein gemeinsames Prinzip zusammengehalten werden und von anderen Ich-Zuständen durch eine mehr oder weniger durchlässige Grenze getrennt ist.“ (Watkins u. Watkins, 2008, S. 45)

Das Konzept des multidimensionalen Selbst beschreibt somit die Natur der Persönlichkeit. Das Selbst oder „Ich“ als Ganzes besteht demnach aus verschiedenen neuronalen Netzwerken, die zum Zwecke der Anpassung entstanden sind und immer wieder aktiviert werden. Dieses innere Team manifestiert sich in seiner Koexistenz als sogenannte innere Familie der Ego-States.

Die Entwicklung von Ego-States basiert auf der Grundannahme, dass diese aus lebensgeschichtlichen Anpassungsleistungen und -strategien entstanden sind, um die Grundbedürfnisse des Menschen (Grawe) zu sichern. Daher verdienen alle Ego-States Würdigung und Anerkennung für ihr Entstehen und ihre Funktion. Im Lebenslauf können diese lebensgeschichtlichen Anpassungsstrategien der Ego-States jedoch auch in Konflikte geraten. Ein Anteil braucht Bindung, Zuwendung von bestimmten Menschen und möchte gefallen, sich anpassen. Ein anderer Anteil will sich lösen, eigene Schritte gehen. Es könnte auch einen Anteil geben, der das Bedürfnis hat Unlust zu vermeiden, möchte Aufgaben aufschieben. Ein anderer Anteil wiederum strebt danach diese Anforderungen ausführen zu wollen. Anteile können so miteinander ringen oder kämpfen und belasten damit die Gesamtperson. Ego-States sind zudem herausgefordert, dass sie sich kontinuierlich weiterentwickeln müssen, sich den verändernden Anforderungen des Lebens anzupassen. Doch sie geraten auch ins Stocken, sie reifen nicht mehr weiter, bleiben in alten Verhaltensweisen stecken und hindern die Gesamtperson zum Beispiel daran, neue Ziele zu erreichen. KlientInnen berichten von inneren Boykotteuren, inneren vernichtenden kritischen Anteilen, inneren Schwarzsehern.

Ego-State-Coaching und Counselling vermittelt ein Verständnis des multidimensionalen Selbst. Zunächst werden verschiedene innere Anteile, die mit einem Problem, einem Konflikt oder einem Symptom verbunden sind, kennengelernt. Der Prozess des Kennenlernens schafft Verständnis für die gute Absicht des Anteils, da er entstanden ist, um zu helfen. Diese ressourcenorientierte Wertehaltung führt bei den Ratsuchenden zu einem besseren Selbstverständnis. Sie erfahren, dass sie sich nicht selbst boykottieren, sich selbst entwerten, sondern sie tragen Anteile in sich, die spezifische Funktionen, Aufgaben und Bedürfnisse vertreten. Der Wunsch diese Anteile zu löschen, kann nicht erfüllt werden aber dieses neue Verständnis für die Selbstanteile, die gute Absicht herauszuarbeiten, führt zu mehr innerer Kooperation und Veränderungsbereitschaft. Um das Ziel von verbesserter Kooperation und Integration zu erreichen, werden im Curriculum Interventionen vermittelt, die die Selbstwahrnehmung und die Selbstregulation fördern, sodass Entwicklung, Wachstum und Veränderungsprozesse stabil angeregt werden. Ego-State-Coaching & Counselling verfolgt das Ziel, Kooperations- und Integrationsprozesse anzuregen, indem die einzelnen Ego-States wie in einem guten Team zusammenarbeiten können, um eine verbesserte intrapsychische Lebensqualität zu erreichen.

Die Inhalte des Curriculum Ego-State-Coaching & Counselling sind dem Arbeitsfeld der psychologischen Beratung und des Coaching angepasst. Es geht hierbei nicht um die Behandlung von psychischen Störungen mit Krankheitswert und es werden auch keine Diagnosen gestellt.

Das Curriculum Ego-State-Coaching & Counselling umfasst 12 Unterrichtstage. Am Hamburger Institut für Traumatherapie wird das Curriculum in 6 Seminaren à 2 Tagen angeboten.

Inhalte der Module ESCC

Modul 1: Einführung in das Ego-State-Coaching & Counselling

  • Theorie/Grundlagen der Ego-State-Therapie
  • Gruppen der Ego-States
  • Das Lebensflussmodell nach Hartman
  • Polyvagale Theorie (Porges)
  • Stabilisierung und Selbstregulation
  • Problembeschreibung/Anamnese/Auftragsklärung

Modul 2: Aktivierung und ganzheitliche Kommunikation mit ressourcenreichen Ego-States

  • Vertiefung Lebensflussmodell/neurophysiologische Grundlagen
  • Aktivierung ressourcenreicher Ego-States
  • Kommunikation mit Ego-States
  • Kommunikationsebenen der Ego-States von KlientIn und BeraterIn/Coach
  • Einordnung Gruppen der Ego-States
  • Traumataxonomie
  • SARIA-Modell

Modul 3: Aktivierung, Utilisation und Integration ressourcenreicher Ego-States

  • Einfluss von Stress und Belastungen
  • Robert Scaer Trauma-Krankheitsbilder
  • Innere Organisation der Ego-States
  • Pendeltechnik
  • Stühle-Technik Einführung
  • Externalisierungsübungen
  • Stärkung des inneren Teams, Arbeit mit positiven Introjekten, „Innere Stärke“
  • Utilisationsprinzip

Modul 4: Aktivierung, Würdigung und Kennenlernen problem-assoziierter Ego-States

  • Aktivierung problem-assoziierter Ego-States
  • Befragung und Würdigung
  • „Weiser Anteil“
  • Distanzierung/Externalisierung

Modul 5: Förderung von Kooperation und Integration problem-assoziierter Ego-States

  • Korrigierende Erfahrungen ermöglichen, neue Aufgabenentwicklung, Transformation problem-assozierter Ego-States
  • Interstate-Kommunikation
  • Stufen der Integration

Modul 6: Vertiefung, Interstate-Kommunikation und Problemlösung

  • Interstate- und Prozessdynamik
  • Vertiefung Integrationsprozesse
  • Neue Allianzen, Problembewältigung auf neuer Ebene
  • Selbstregulation, Stress-Toleranz
  • Alltagsanpassung
  • Psychoedukation/Vermittlung des multidimensionalen Selbst im Arbeitsfeld

Zielgruppe und Zulassung (ESCC)

Zielgruppe sind die psychosozialen Berufsgruppen, Heilberufe, TeilnehmerInnen aus verschiedenen Bereichen der Veränderungsarbeit, der Psychologie und Pädagogik wie:

SozialarbeiterInnen, PsychologInnen, LehrerInnen und (Sozial-) PädagogInnen,  PhilosophInnen, TheologInnen, SoziologInnen, BeraterInnen & Coaches, ErzieherInnen, sowie Angehörige der Heilberufe, wie ÄrztInnen, Alten- und GesundheitspflegerInnen, HeilpädagogInnen, HeilpraktikerInnen mit Zusatzausbildung, LogopädInnen, Physio- und ErgotherapeutInnen, Hebammen, u.a.

Erfüllung folgender Voraussetzungen bei Beginn der Weiterbildung:

  • Hochschul- oder Fachhochschulabschluss im (wirtschafts-)psychologischen oder pädagogischen Bereich, z. B. Dipl.-PsychologInnen, Dipl.-PädagogInnen, Dipl.-SozialarbeiterInnen und Dipl.-SozialpädagogInnen, Dipl.-HeilpädagogeInnen, SonderpädagogInnen, LehrerInnen,
    Dipl.-TheologInnen, Dipl.-SoziologInnen, Dipl.-PhilosophInnen oder analoge Abschlüsse (BA, MA)

oder

  • abgeschlossene mindestens 3-jährige Berufsausbildung (Fachschulen) sozialadministrativer, erzieherischer oder pflegerischer Berufe, insbesondere ErzieherInnen, Pflegefachkräfte (z.B. im geriatrischen Bereich, Psychiatrie, …), Hebammen, ErgotherapeutInnen, PhysiotherapeutInnen, LogopädInnen, u.a.

und

  • Mindestens 3 Jahre Berufserfahrung im (wirtschafts-)psychologischen, pädagogischen, beratenden oder sozialen Bereich
  • aktuelle Tätigkeit im (wirtschafts-)psychologischen, pädagogischen, beratenden oder sozialen Bereich mit Zulassung zur Arbeit in diesen Berufsfeldern
  • Einzelfallentscheidungen sind möglich

Zertifizierung ESCC

Für die Zertifizierung sind folgende Nachweise zu erbringen: 

4-6 Module mit insgesamt 96 UE 

Gruppensupervision 8 UE /1 Tag

Einzelsupervision: 2 UE

Selbsterfahrung: 2 UE

Das deutsche Zertifikat wird am Ende der Weiterbildung von der EST-DE (Ego-State-Therapie Deutschland) erstellt. Das internationale Zertifikat wird von der ESTI (Ego-State-Therapie International) vergeben. Das deutsche und internationale Zertifikat kostet zusammen 130 Euro.

Weitere Informationen siehe dazu: 

Ego-State-Therapie-Deutschland